„Das
Ende der Welt“ an der Wilhelm-Kaisen-Schule
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die Pest – 660 Jahre später die Wirtschaftskrise: So manchem
Besucher der Schultheateraufführung in der Wilhelm-Kaisen-Schule
mag beim Zuschauen dieser Vergleich durch den Kopf gegangen sein. Andere
haben sicher auch - nicht beabsichtigte - Anklänge an die gegenwärtig
schwierige Situation der Schule festgestellt, die kürzlich in der
Tagespresse bekannt wurde.
Gezeigt wurde von der seit Jahren sehr rührigen Theater-AG ein
wenig bekanntes Stück des zeitgenössischen Autors Max Eipp:
„Das ist das Ende der Welt“.
Die Pest rafft mehr und mehr Menschen dahin, arme und reiche gleichermaßen,
wenngleich die Reichen es sich leisten können, sich in ihren Häusern
besser vor Ansteckung zu schützen. Profitieren vom massenhaften
Tod tun wieder andere, z.B. die Totenbestatter, die den Leichen Geld
und Schmuck abnehmen. Oder der jüdische Geldverleiher, der die
Wertgegenstände weit unter Wert ankauft oder gegen vertraglich
vereinbarte Peitschenhiebe Geld verleiht.
Als die Seuche immer weiter um sich greift, sucht das Volk Schuldige
an der Katastrophe und findet welche: Es sollen die Juden sein, die
angeblich die Stadtbrunnen vergiftet haben. Sie werden erst einzeln
in Schauprozessen gefoltert und verurteilt und am Ende in Massen zusammengetrieben
und verbrannt.
Unter der Regie von Uwe Baron spielten drei Generationen von Laienschauspielern:
Zwölf gegenwärtige und ehemalige Schülerinnen und Schüler
der Wilhelm-Kaisen-Schule sowie zwei Lehrerinnen verliehen dem an die
Nieren gehenden Stück eine enorme Dichte, an der auch das gelungene
Bühnenbild und die geschickte Beleuchtung von Alexander Hoffmann
ihren Anteil hatten. Die Zuschauer saßen übrigens auf der
erhöhten Bühne; das Stück wurde im eigentlichen Zuschauerraum
aufgeführt.
Alle Beteiligten spielten mehrere Rollen und es gelang ihnen dabei in
intensivem und präzisem Zusammenspiel, die Aufführung weit
über das Niveau gängigen Schultheaters hinauszuheben. Stürmischer
Premierenbeifall für Schauspieler und Regisseur belohnten die Beteiligten
für wochenlanges intensives Proben neben schulischen oder beruflichen
Verpflichtungen.
Das Stück ist noch am 2. und 3. Juni jeweils um 20 Uhr in der Aula
der WKS zu sehen und wird dann noch einmal in Hamburg am 21. Juni um
20:00 Uhr im Malersaal des Schauspielhauses im Rahmen des dortigen Landeschultheatertreffens
als Gastproduktion aufgeführt. (von
Joachim Kothe)